Alix Le Clerc ( 1576 - 1622 ) und Pierre Fourier (1565 - 1640 ) - Ordensgründer der Augustiner Chorfrauen
Die Gründer der Augustiner Chorfrauen sind die selige Mutter Alix und der Hl. Pfarrer Pierre Fourier. Alix Le Clerc wurde 1576 als Tochter eines reichen und angesehenen Kaufmanns in dem Städtchen Remiremont in Lothringen, dem heutigen Frankreich, am Fest Maria Lichtmeß geboren. Sie hatte gute, christliche Eltern. Ihr Vater stammte aus einer Familie, die in den Adelsstand erhoben wurde, und die Mutter war mit den vornehmsten Familien verwandt. Die Eltern wünschten sich, daß Alix einmal in der adeligen Gesellschaft eine glänzende Rolle spielen sollte. Eines Tages wurde Alix krank. Aus Langeweile griff sie nach einem Buch, das ihr ein Bekannter geliehen hatte. Es handelte von Gottes Strafgerichten. Alix‘ Seele wurde dadurch erschüttert. Sie dachte nach über ihr bisheriges Leben und erkannte, wie oberflächlich es gewesen war. Ihr Herz öffnete sich der Gnade. Kaum genesen, ging sie zur Beichte. Doch ist es nicht leicht, sich Gott ganz zuzuwenden. Vier Jahre lang kämpften in Alix Natur und Gnade miteinander. Mitten zwischen Spiel und Tanz in fröhlicher Gesellschaft ließ sie ein gewisses Heimweh nach Gott nicht los: « Meine Seele war traurig inmitten all dieser Vergnügungen. »
Um diese Zeit hatte Alix geheimnisvolle Träume. In einem sah sie sich in der Kirche Unserer Lieben Frau in Remiremont während der Messe. Als sie beim Offertorium zum Altare schritt - der schöne Brauch, Opfergaben darzubringen, bestand damals noch unter den Gläubigen -, bemerkte sie an einer Altarseite eine Frau in eigenartiger Tracht, die ganz verschieden war von allen, die sie je gesehen: ein schwarzes Kleid, ein schwarzer Schleier, ein schwarzes Brusttuch. Sie erkannte in dieser Frau die allerseligste Jungfrau Maria selbst. « Ich wagte nicht, mich ihr zu nähern wegen meiner Unwürdigkeit, » schreibt Alix. « Da sie das bemerkte, rief sie mich und sagte: ' Komm, meine Tochter, ich will dich aufnehmen, denn es hat meinem Sohn wohlgefallen, daß du zur Beichte gegangen bist.' » Obwohl Alix dachte: « Es ist nur ein Traum » , fühlte sie immer wieder den Zwiespalt zwischen ihrem bisherigen Leben und dem Anruf Gottes, der sie in ein neues, unbekanntes Sein führen wollte. Alles würde besser werden, dachte sie, wenn sie nur Remiremont verließe, wo sie in ihre "Vergnügungen" verstrickt war. Die Umstände kamen ihr zu Hilfe: Ihr Vater wurde krank, und der Arzt verschrieb ihm eine Luftveränderung. Die Familie zog 1595 aufs Land, nach Hymont. Da es dort keine eigene Kirche gab, ging man zum Gottesdienst nach Mattaincourt. Hier machte der neue Pfarrer Fourier durch sein heiligmäßiges Leben und seinen Seelsorgeeifer bald über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus von sich reden. Vor allem lag ihm das Wohl der verwahrlosten Jugend am Herzen, und er sammelte einen Kreis von jungen Leuten um sich, in der Hoffnung, er könnte aus ihnen eines Tages Lehre für die Kinder von Mattaincourt bilden. Hierzu gehörte auch Alix.
Alix fühlte sich zum Ordensleben berufen. Ihr war aber noch nicht klar, in welchen Orden sie gehen sollte. Sie wartete auf ein Zeichen von Gott, und die Antwort kam. Alix hatte einen Traum. «Ich glaubte eine Prozession zu sehen und dachte, die weiß gekleideten Teilnehmer gehörten dem Orden des hl. Franziskus an. Ich folgte ihr, und sie führte mich an einen Ort, wo zwischen vier großen Säulen St. Klara und St. Elisabeth saßen. Ich stellte mich ihnen vor mit der Bitte um Aufnahme in ihren Orden. Doch weder die eine noch die andere wollte mich aufnehmen. Sie zeigten mir etwas zwischen den Säulen und sagten, das weise auf meinen Beruf hin. Ich sah eine Wiege ... darin war ein Haferhalm gepflanzt ... neben der Wiege befand sich ein schwerer Hammer, der von selbst gegen den Halm stieß, wenn sich die Wiege nach der einen oder anderen Seite neigte. Ich glaubte zu verstehen, daß ich eine religiöse Gemeinschaft gründen sollte, die viel Verfolgung leiden müßte, aber nicht vernichtet werden könnte, so wie es mir der schwache Halm darstellte, der von dem Hammer nicht geknickt oder gebrochen werden konnte. Der Herr würde ihn fest und beständig machen. »
P. Fourier horchte auf, als Alix ihm diesen Traum mitteilte und ihm erklärte, für sie komme kein anderer Orden in Frage als der, den sie mit seiner Hilfe gründen würde. Er antwortete endlich: « Nun gut! Suchen Sie sich Gefährtinnen! » Das glich einer Herausforderung. Menschlich gesprochen war es unmöglich, in Mattaincourt Gefährtinnen zu finden. Gottes Gnade aber wirkte, und wie von einem unsichtbaren Magnet angezogen, erklärten drei junge Mädchen, wie Alix leben zu wollen. In der Mitternachtsmesse an Weihnachten 1597 weihte sie sich und ihre Gefährtinnen Gott. Das ist der Tag der Ordensgründung der heutigen Augustiner Chorfrauen. Petrus Fourier bat Gott um Erleuchtung, wie er die jungen Schwestern führen sollte, welche Aufgaben dem zukünftigen Orden zugemessen werden sollten. In der Nacht vor St. Sebastian, der in Lothringen besonders verehrt wird, gab ihm der Herr die ersehnte Antwort. Abends stieg er in sein "hohes Zimmer" hinauf und betete die ganze Nacht hindurch. Endlich erkannte er in einer Vision, daß ihm diese jungen Schwestern von Gott zugeführt worden waren, um einen Plan zu verwirklichen, der ihn schon lange beschäftigte: Kinder, die ohne religiöse Unterweisung und Erziehung aufwuchsen, sollten gesammelt und betreut werden, damit sie angeleitet würden, ihr Leben richtig zu gestalten und so auch ihr ewiges Heil zu wirken. Die Schwestern sollten um der Liebe Gottes willen - einerlei ob arm oder reich - erziehen und unterrichten. Er dankte Gott, aber in seiner Demut schwieg Fourier jahrelang über diese Vision; doch die Zukunft zeigte, daß seine Erleuchtung Alix' Traum von der Wiege glich und ihn bestätigte.
Alix und ihre Gefährtinnen eröffneten mit Unterstützung von Pierre Fourier am 2. Juli 1598 die erste Schule in Poussay für Mädchen. Die 4 Schwestern sollten die kleinen Mädchen im christlichen Glauben, im Lesen, Schreiben, Rechnen, Nähen und Handarbeiten unterweisen. Die Schülerinnen sollten dadurch fähig gemacht werden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Schule blühte bald auf, und neue Schwestern schlossen sich den Erstberufenen an. Bald gründeten sie weitere Klöster so z. B. in Saint Mihiel, Mattaincourt, Saint Nicolas, Pont-a-Mousson und in Nancy, der Hauptstadt Lothringens.
Erst 1627 erhielten die Schwestern die Ordenstracht, wie die Vision der Stifterin gezeigt hatte. 1618 legten sie und ihre Gefährtinnen feierliche Gelübde ab, der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams, und sie fügten ein viertes Gelübde hinzu, das sie zum Unterricht der Mädchen verpflichtete.
Mutter Alix starb vier Jahre später in Nancy am 9. Januar 1622. Die ganze Stadt trauerte um die Schwester, weil sie so viel Gutes getan hatte, besonders den Armen, Kranken und den Schulkindern.
Wegen des tobenden 30-jährigen Krieges flohen sechs Schwestern aus dem Kloster Saint Nicolas in das Nachbarland Deutschland und gründeten Klöster und Schulen in Trier (1640), Köln, Münster, Essen und am 28. März 1658 kamen sie nach Paderborn.