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Ein Hauß auff der Pader

An der Pader wohnen unsere Schwestern seit April 1669. Vorher hatten sie in einer Behelfswohnung am Kamp gelebt, sehr beengt, denn gleich nach ihrer Ankunft 1658 in Paderborn hatten sie mit dem Unterricht begonnen, und das wurde vom Raum her bald unerträglich: 1. kamen immer mehr Schülerinnen, und 2. brauchten die beiden ersten Schwestern deshalb ganz dringend Verstärkung; die bekamen sie auch aus ihrem Kloster in Münster, aber dadurch verschärfte sich natürlich ihr Raumproblem noch mehr.
Das erkannte der neue Bischof Ferdinand von Fürstenberg, als er nach seiner feierlichen Bischofsweihe im Dom 1661 alle Klöster im Hochstift besuchte, auch den kleinen Konvent unserer Schwestern. „Hier muss Abhilfe her!", sah er sofort und schenkte ihnen ein „Hauß auff der Pader", das dem inzwischen verstorbenen Rentmeister von Steinheim, Ludolph Meyer, gehört hatte und das deshalb bis heute „das Meyersche Haus" genannt wird; man kann es leicht finden, wenn man vor der äußeren Klosterpforte an der Pader steht: rechts davon die Kirche, links davon das Meyersche Haus, geschmückt mit einer Marienstatue und einer Inschrift, in der es am Schluss übersetzt heißt: „Dieses Haus möge Deinen Schutz erfahren, o Jungfrau, nur zu Deinem Dienste ist es erbaut."
Im April 1669 also waren die inzwischen 16 Schwestern vom Kamp weggezogen, voller Freude über die schöne Lage an der Pader, vor allem natürlich über den größeren Raum, der ihnen nun zur Verfügung stand. Aber das Haus war schon recht alt und die wachsende Zahl der Schwestern und der Schülerinnen erforderte neben dringenden Reparaturarbeiten sehr schnell einen Erweiterungsbau. Das wusste keiner besser als die Oberin Mutter Maria Alexia Bertrand, aber sie hatte kein Geld; und der Bischof hatte auch nichts mehr übrig, denn er ließ gerade für die Jesuiten eine große neue Kirche bauen, und außerdem musste das Paderborner Hochstift wegen der Türkenkriege sich finanziell an den Kosten für eine schlagkräftige europäische Armee beteiligen.
Also behalfen sich die Schwestern weiter, bis 1683 Hermann Werner von Wolff-Metternich zur Gracht Nachfolger seines verstorbenen Vorgängers Ferdinand wurde. Er lernte die gute Unterrichtsarbeit der Schwestern kennen und wollte sie unbedingt unterstützen, und deshalb, so steht es in der Klosterchronik, fragte er die Oberin Mutter Maria Anna Collart, „ob die Congregation lieber eine Fundation (Dauerspende) für Lebenß Mittel wolle Annehmen oder besser gebauet Sein". Die Schwestern entschieden sich für einen Klosterneubau, und bald schon ging ein mächtiges Mauern und Hämmern los, und am Schluss wurde das Wappen des Bischofs angebracht, das man heute noch vom Lehrerparkplatz aus bewundern kann. Und da liest man auch den neuen Namen des Klosters: St. Michael. Bis dahin hatte es auf dem Kamp und auch in den ersten Jahren an der Pader „Josephs-Kloster" geheißen. Der Bischof hatte dem Erzengel Michael ein Gelübde gemacht, und deshalb in seine Stiftungsurkunde geschrieben: „Unter schutz und schirm des Heyligen Ertz Engels Michaelis zu größerem nutzen unserer Lieben von Gott uns anvertrauten underthanen ...verordnen wir ... daß dieses alo auß unseren mittelen kostbahrlich erbauete Cloester hinführo ad Sanctum Michaelem genennet werde."
Deshalb ist, bis heute, das Eingangsportal zur Klosterkirche, die der Bischof den Schwestern auch noch hatte bauen lassen, mit der lat. Inschrift versehen, die übersetzt heißt: „Sei Vater des Vaterlandes, Michael, und Schutzherr des Glaubens, sei König des Lebens und bringe Glück."
Und beeindruckend für jeden, der des Weges kommt und an der Seitenwand des Meyerschen Hauses hinaufschaut, die mächtige Gestalt des Erzengels Michael, der den Drachen Luzifer bekämpft – Symbol für die Gewissheit: das Michaelskloster und seine Schulgemeinschaft stehen auch heute unter sicherem Schutz.

Hartmut Mecke
(ehem. Schulleiter des Gymnasiums St. Michael)